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Inklusives Tanztheater im Haus vom Guten Hirten

Donnerstagnachmittag im Haus vom Guten Hirten in Münster. Aus dem Konferenzsaal dringt Popmusik. Behinderte und Nichtbehinderte treffen sich hier einmal die Woche. „Inklusives Tanztheater“ ist das Thema dieses Mitmachangebotes, das seit drei Jahren besteht. Der „Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie“ in Münster und das Haus vom Guten Hirten hatten sich zusammengetan und fanden in der Sozialpädagogin und Tänzerin Cora Georgis eine engagierte und einfühlsame Kursleiterin. „Kreative Ausdrucksmöglichkeiten, von Tanzen bis Malen waren für mich schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens“, sagt Cora. „Als Kind war es mein größter Traum Tänzerin zu werden. Der Traum ist gleich geblieben obwohl er sich im Laufe meines Lebens verändert hat. Heute ist jeder Mensch in meinen Augen ein Tänzer oder eine Tänzerin. Es geht darum, dass wir uns in unserem Körper wohl fühlen.“
In ihrer Coachingausbildung hat Cora Georgis gelernt, Menschen ihrem Körper näher zu bringen. Die Kunst liegt darin, auf die Kraft der Bewegungen und Emotionen zu vertrauen, mögen sie noch so ungewohnt oder komisch erscheinen. Zu der inklusive Tanzgruppe im Guten Hirten gehören rund ein Dutzend Behinderte und Nichtbehinderte, darunter auch mehrere Bewohner des Hauses vom Guten Hirten. Der Spaß an Bewegung und das gemeinsame mit- und voneinander Lernen stehen im Vordergrund, obwohl die Gruppe unter dem Namen „Reasons to Move – Gute Gründe, sich zu bewegen“ auch schon beim Sommerfest des Guten Hirten und bei öffentlichen Veranstaltungen, etwa im Landesmuseum Münster und am Welttanztag 2019 aufgetreten ist.
Spielerisch werden Choreographien erarbeitet, die aus verschiedenen Tanzrichtungen wie Modern Dance, Improvisation, Tanztheater und Ballett bestehen können. Durch das gemeinsame Arbeiten werden Vor- urteile abgebaut und Freundschaften geschlossen. „Wenn man den ganzen Tag nur die Arbeit am Kopf hat“, so sagt einer der Teilnehmer, „dann ist nach ein paar Tanzschritten alles wieder im Lot.“
Jede Übungsstunde beginnt mit einfachen Lockerungsübungen und Körpertraining. Danach werden ge- meinsam kleine Stücke choreographiert und geprobt. Zur Zeit stehen dabei persönliche Geschichten der Teilnehmer thematisch im Mittelpunkt. Einige sitzen im Rollstuhl , andere haben das Down Syndrom oder leiden unter psychischen Störungen. Der Begeisterung am Tanz tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil. Und wenn die Hüfte schmerzt, die Knie wehtun oder einfach die Puste wegbleibt: Kein großes Problem! Wem es zu anstrengend oder zu schwierig wird, der pausiert ein paar Minuten, bevor es weitergeht. Cora Georgi: „Tanzen bedeutet für uns, den Kontakt zu uns selbst und anderen zu erweitern und ganz viel Lebensfreude und Leichtigkeit.“